Hinweis |
Dieser Artikel ist ursprünglich in der Sklavenzentrale und auf Fetlife erschienen. Auf beiden Plattformen hat er eine große Beachtung gefunden. Daher vielen Dank, daß wir ihn nun auch bei uns veröffentlichen dürfen. |
Ich bin SMer und auch Arzt für Allgemeinmedizin und Facharzt für Anästhesie und Intensivmedizin, in der SZ (Sklavenzentrale, Anm. d. Red.) auch entsprechend im Berufsverzeichnis gelistet.
Seit Jahren kontaktieren mich immer wieder Subs nach „Unfällen“.
Sowas wird alles verschämt unter den Teppich gekehrt.Die Doms stört es in ihrer „Unfehlbarkeit“, die Subs geben sich z.T selbst die Schuld(!!!) oder wollen den Dom nicht bloßstellen.
Weder die Subs und schon gar nicht die Doms sind daran interessiert, daß bekannt wird, wenn was passiert ist. Verletzungen werden totgeschwiegen. Daher entsteht – offenbar sogar bei Leuten, die in der Szene verwurzelt sind – der Eindruck, es würde wenig bis nichts Ernsthaftes passieren.
Bei mir waren im letzten Jahr drei und in diesem Jahr schon zwei Subs mit Nierenblutungen. Und sie kommen nur, wenn sie schon ernsthafte Probleme haben.
Ich gebe wegen solcher Verletzungen seit ca 15 Jahren Kurse, damit durch mehr Wissen über Anatomie, sterilem Arbeiten und die Beherrschung von Techniken weniger passiert.
Leider kann ich die Einschätzung, das sei alles nicht so schlimm mit dem „Nicht auf die Nieren“ (Ein Artikel in der SZ, Anm.d.Red.) nicht teilen und hoffe, der Beitrag hat keine negativen Folgen – Leichtsinnige und Doms, die denken, sie würden alles im Griff haben, obwohl sie wenig Ahnung haben, gibt es genug.
Ich bin selbst seit langem aktiver SMer und möchte auch nicht darauf verzichten. Mir gehen die ewigen Bedenkenträger auch auf die Nerven, aber es passiert viel mehr, als auch in der Szene bekannt wird.
Kleine Zusammenfassung der letzten 5 Jahre gefällig?
Also dann, von Kopf bis Fuß:
- Trommelfellriß nach Ohrfeigen
- anhaltende Beschwerden der Halswirbelsäule nach Ohrfeigen ohne Abfangen des Kopfes auf der Gegenseite
- mehrere Fallhände nach Bondage (Glücklicherweise nach 2-12 Wochen wieder ok)
- 1 Pneumothorax nach Nadelung (Lunge angestochen, mehrere Tage Krankenhaus, sehr unangenehme Drainage des Brustkorbes, bis sich die Lunge wieder entfaltet hat)
- 2 tiefe Brustabszesse (chirurgische Intervention nötig = deutlicher einseitiger Substanzverlust)
- 1x Brustentzündungen durch Milchstau bei jungen Müttern mit häufigen Nadelungen der Brustwarzen in der Vorgeschichte . Einzige Therapie: Medikamentöses Abstillen
- über10(!!!) Nierenschäden (Blutungen, Hohes Fieber, Stauung, in 6 Fällen Krankenhaus-Behandlung nötig
- oberflächliche Eiterungen nach Cutting und Nadelungen
- Harnröhrenverletzungen
- Inkontinenzprobleme nach übertriebenem Fisting
- Gelenkeiterungen (2x Knie), nach Nadelung, langwierige Therapieen mit Antibiotica, Drainagen und Spülungen des Gelenks im Krankenhaus
- Achillessehnenschaden durch Stockschläge
Atemreduktion ist das gefährlichste Feld im SM. Das ist hier nicht berücksichtigt. Erfordert aber jedes Jahr MINDESTENS 12 Tote in Deutschland, Gerichtsmediziner reden auch mal von mehreren Dutzend.
Hirninfarkte und –blutungen gibt es sicher, sind aber schwer zuzuordnen.
Gerade hier wären detaillierte Kenntnisse über die Gefahren wichtig, das „Hab ich schon oft gemacht“ schützt nicht!
Wie gesagt: ich bin selbst SMer und will SM nicht verteufeln.
Ich möchte, dass die Leute wissen, was gefährlich ist, was man lieber lassen sollte und was geht. Und das ist eine ganze Menge!
Bitte, macht Euch schlau, bevor Ihr etwas macht!
Es ist kein Zeichen von Schwäche, sich z.B. Katheterisieren oder steriles Arbeiten erst mal zeigen zu lassen! Oder ein Sicherheitshandbuch für SMer zu lesen.
DocHenryBerlin
Seit vielen Jahren D/s & SM praktizierend. Als Arzt werde ich mehrmals im Jahr mit SM-Unfällen konfrontiert, so begann ich 2006 mit Workshops über Anatomie und Erste Hilfe, Sicherheit und verschiedene Techniken (Nadeln, Wachs , klinische Aspekte, erotische Stimulationen, Squirting, u.v.m). 2021 Gründung der Berliner SM Akademie, ein Netzwerk von BDSM praktizierenden Medizinern, Juristen und anderen Fachleuten zum Ausbau einer fachlich fundierten Workshopreihe für BDSMler.