Wie Bushido mein BDSM beeinflußt

Wie man meinem Nick entnehmen kann, und viele zurecht vermuten, habe ich eine gewisse Affiniät zu Japan. Diese begann 1984 mit der Serie Shogun und wurde in den ’90ern durch einen engen Kontakt zu einem japanischen Paar, welches in Deutschland lebte, noch mehr intensiviert, verbunden mit 2 Besuchen in diesem wunderschönen Land.

Bushido hatte mich zu dem Zeitpunkt schon sehr fasziniert und auch geprägt  und tut es auch heute noch. Nun kann man sich durchaus die Frage stellen, was das Bushido für mich mit BDSM zu tun hat; dieses möchte ich auch an dieser Stelle schildern.

Das Bushido ist erstmals in der westlichen Welt durch ein Buch des werten Herrn Nitobe Inazo 1899 bekannt geworden. Es war auch das erste Mal, dass das Bushido schriftlich niedergeschrieben wurde.
Beim Bushido handelt es sich um eine in Japan den Alltag beeinflussende Denkweise. Diese Denkweise war besonders groß zu Zeiten vor der Öffnung Japans nach Westen und war meistens unter den Samurai und dem Adel verbreitet. Also denjenigen, welche Verantwortung für Menschen trugen.
Die Samurai stellten zum Beispiel auch die Beamten des Staates, vor der Öffnung nach Westen.
Sie wurde später auch von anderen Gesellschaftsschichten übernommen.  Auch heute noch beeinflusst es die japanische Denkweise und es gibt immer noch Seminare über Bushido, deren Besuch insbesondere den Führungskräften dort angeraten wird. Oftmals wird es sogar erwartet.

Der werte Herr Nitobe Inazo versucht in seinem Buch die Kultur seines Landes dem Westen näher zu bringen und vergleicht mehrfach die Ideale des Bushido mit dem Rittertum in den europäischen Ländern, wohl um damit mehr Akzeptanz und Wertigkeit, sowie Verständnis für sein Land zur damaligen Zeit zu bekommen.
Er weist aber auch immer wieder darauf hin, dass das Bushido auch für weibliche Angehörige ebenso galt. Interessant ist an dieser Stelle zu erwähnen, dass auch dort die Frauen des Hauses ein Langmesser besessen haben, um ihre Ehre und die ihrer Familie im Ernstfall verteidigen zu können, ganz im Gegensatz zu den „Fräuleins“ der Ritterzeit.

Noch ein kurzer Zusatz, bevor ich zum BDSM komme: der werte Herr Nitobe Inazo promovierte in Deutschland und war ab 1920 Vizegeneralsekretär des Völkerbundes (Vorgänger der heutigen UNO) und setzte sich in den ’30ern bis zu seinem Tod am 15.10.1933 dafür ein, die damals schon vorhandenen Spannungen zwischen den USA und Japan abzubauen.

Das Bushido ( Weg (do) des Kriegers (Bushi)) fußt auf 7 Tugenden:

1. Gi – Gerechtigkeit
Für mich bedeutet es, dass ich bei meinem ganzen Handeln gerecht zu meiner Serva sein soll.

2. Yu – Mut
Mut, auf das BDSM übertragen, bedeutet für mich zum einen, den Mut zu haben, auch unpopuläre Maßnahmen und Entscheidungen zu treffen. Auch, den Mut zu haben, den Weg zu gehen und mich nicht von Rückschlägen abbringen zu lassen, sondern ihn weiterzuverfolgen

3. Jin – Menschlichkeit
In all meinem Handeln, auch und insbesondere beim BDSM, immer den Menschen und die Menschlichkeit im Auge behalten und danach mein Handeln auszurichten.

4. Rei – Höflichkeit
Unter Höflichkeit versteht man im Bushido auch die Bescheidenheit, sowie die Liebe und die Einhaltung der Etikette.
Für mich bedeutet es, bezogen auf das BDSM, die Liebe zu meiner Serva, ohne die es nicht geht. Die Einhaltung der Etikette, zum Beispiel beim Treffen mit anderen: wer wen zuerst begrüßt und auch die Bescheidenheit. Bescheiden, in dem ich nicht alles will, was sie mir geben kann. Ich weiß, dass sie bereit ist, alles zu tun, was ich verlange. Und dieses Wissen reicht mir.
Selbstverständlich fällt auch die Höflichkeit an sich darunter. Ich werde meiner sklavin nur selten „Befehle“ erteilen. Ich äußere Wünsche. Ich bitte. Der Ton macht die Musik.

5. Shin –  Unverfälschtheit
Diese zeigt sich für mich zum Beispiel darin, etwas unverfälscht zu genießen. Wenn wir eine Session haben, dann ohne Sex. Wenn ich sie benutzen oder lieben will, dann ohne Peitsche, Gerte, etc. Unverfälscht. Damit die Sinne sich ganz darauf konzentrieren können.

6. Meiyo – Ehrbewusstsein
Das Bewusstsein ihr Herr zu sein, der Mensch, dem sie sich verpflichtet hat und dem sie dient ist für mich immer eine Ehre. Sie hat mich zu ihrem Herrn erkoren und schenkt mir alles.
Diese Ehre die mir zu Teil wurde, verpflichtet mich, mich an die anderen Dinge zu halten. Alles andere würde einen Gesichtsverlust bedeuten.

7. Chugi – Loyalität
Die Loyalität ist etwas gegenseitiges. Sie hat meine komplette Loyalität. Auch wenn wir mal unterschiedlicher Meinung sein sollten, so werde ich nach außen immer loyal zu ihr stehen.
Dazu gehört auch das Pflichtbewusstsein, es geht im Bushido einher mit der Loyalität.
Für mich bedeutet es, meiner Pflicht als ihr Herr dafür zu sorgen das es ihr gut geht nachzukommen.
Ebenfalls ist es meine Pflicht, wenn ich Aufgaben und Regeln aufstelle, sie nicht im Raum stehen zu lassen, sondern auch zu kontrollieren, ob diese eingehalten werden.

Zum Schluß noch ein kleiner Filmtipp:
Wer sich für japanisches BDSM interessiert, dem sei Tokyo Decadence ans Herz gelegt. Es ist zum einen ein sozialkritischer Film über die japanische Gesellschaft, als auch über das dort praktizierte BDSM.
Zwar ist der Film aus dem Jahr 1992, aber trotzdem immer noch sehenswert.

Herzlichst,
Onkel Wabi